Spiele abonnieren oder kaufen? Ubisoft-Manager sorgt für Gesprächsstoff

Ubisoft baut seine Zukunft auch auf sein Spieleabo – und hofft auf einen "Konsumwandel". Aussagen eines Managers sorgen für Gesprächsstoff in der Branche.

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Ubisofts aktuelles Spiel "Prince of Persia and the Lost Crown" war mit Ubisofts Abo-Dienst Ubisoft+ schon vorab spielbar.

(Bild: Ubisoft)

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Müssen sich Spieler daran gewöhnen, ihre Games nicht mehr zu besitzen? Einen solchen "Konsumwandel" wünscht sich Ubisoft-Manager Philippe Tremblay im Gespräch mit dem Branchenmagazin Gamesindustry.biz. Darin vergleicht er Spieleabonnements wie Ubisoft+ mit Streaming-Diensten wie Netflix – und sorgt für reichlich Gesprächsstoff bei Spielern und Entwicklern.

"Wir haben festgestellt, dass die Spieler es gewohnt sind, ihre Spiele zu besitzen, ein bisschen wie bei DVDs", sagt der für Ubisofts Abo-Stategie verantwortliche Tremblay im Interview mit Gamesindustry.biz. "Das ist der Konsumwandel, der stattfinden muss. Verbraucher haben sich daran gewöhnt, ihre CD- oder DVD-Sammlung nicht mehr zu besitzen." Bei Spielen gehe das langsamer voran als bei Filmen, sagt Tremblay. "Es geht darum, sich damit wohlzufühlen, dass man sein Spiel nicht besitzt."

Tremblays Aussagen haben bei vielen Spielern einen Nerv getroffen. "Gewöhnt euch dran, dass niemand eure Spiele kauft", schreibt ein Nutzer auf Reddit. Für viele Spieler ist es ein wunder Punkt, ihre Spiele nicht zu besitzen. Das liegt auch daran, dass Games jederzeit von Abo-Plattformen entfernt werden können.

Ohnehin verschwinden Spieleklassiker schnell aus den Stores: Ältere Games sind kaum noch auf modernen Systemen verfügbar, zeigt eine 2023 veröffentlichte Studie der Video Game History Foundation. Demnach können 87 Prozent aller vor 2010 veröffentlichten Videospiele nicht mehr auf den aktuellen Plattformen gekauft werden. Durch Abomodelle könnte sich diese Entwicklung weiter beschleunigen.

Auch unter Entwicklern hat das Interview Wellen geschlagen. Swen Vincke, Studiochef von "Baldur's Gate 3"-Entwickler Larian, führt in einem Thread auf der Plattform X die Grundsatzdebatte: "Es wird schwieriger sein, gute Inhalte zu bekommen, wenn sich das Abomodell durchsetzt." Es sei fast unmöglich, ein von Idealismus statt Kommerz getriebenes Spiel durch ein Gremium durchzuboxen – genau das sei allerdings zu erwarten, wenn sich Abos durchsetzen.

Larian-Spiele werde man daher nicht in Spieleabos finden. "Abonnementmodelle werden immer als Kosten-Nutzen-Analysen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung enden", schreibt Vincke. Er finde Abodienste aber grundsätzlich in Ordnung, solange sie sich nicht zu einem Monopol entwickeln.

Diese Gefahr schätzt der Analyst Mat Piscatella derweil als gering ein. Das Wachstum der Spiele-Abos habe sich zuletzt nicht weiterentwickelt, schreibt er in einem Post auf X. Nur zehn Prozent der Ausgaben für Videospielinhalte in den USA entfallen laut Piscatella auf Spieleabonnements. "Die Idee, dass Abos den Markt dominieren werden, wird durch die Daten nicht gestützt." Bislang seien Abodienste eher als Ergänzung zu Spieleverkäufen zu sehen, die Publishern und Spielern eine Alternative zum klassischen Kauf bietet.

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Spielefirmen einen Abodienst an den Markt gebracht – darunter Microsoft mit dem Game Pass, Electronic Arts mit EA Play, Ubisoft mit Ubisoft+ und Sony mit Playstation Plus. Kritik an diesen Diensten gibt es schon länger. Im Rahmen des FTC-Verfahrens gegen Microsofts Activision-Übernahme bezeichnete der damalige Playstation-Chef Jim Ryan Microsofts Game Pass als "destruktiv": "Ich habe mit allen Publishern gesprochen, und keiner von ihnen mag den Game Pass", sagte Ryan. Infolge der Aussagen solidarisierten sich mehrere Entwickler mit dem Game Pass.

Ubisoft hat sein eigenes Abomodell erst kürzlich umgestellt: Ubisoft+ Premium bündelt für 18 Euro im Monat die beiden bisherigen Angebote PC Access und Multi Access zu einem Gesamtpaket. Spieler können aktuelle Ubisoft-Spiele inklusive der DLCs ohne Aufpreis spielen, zudem bekommen sie teilweise Vorabzugriff auf neue Titel. Ubisoft+ Classics kostet nur 8 Euro im Monat und streicht die neueren Spiele aus dem Angebot.

Inwiefern man Spiele überhaupt besitzt, wenn man sie auf digitalen Betriebsplattformen kauft, ist strittig. Bei Steam etwa kauft man Spiele nicht direkt, sondern erwirbt lediglich persönliche Lizenzen für deren Nutzung. Dass Valve oder der Publisher diese Spiele jederzeit entfernen kann, ist von den Nutzungsbedingungen gedeckt. Solche Einschränkungen treffen oft auch auf Spiele zu, die auf Datenträger mit DRM verkauft werden. Dass auch digital gekaufte Inhalte verloren gehen können, zeigt Sony: Mehrere im Playstation Store gekaufte Filme wurden 2022 aus den Bibliotheken der Nutzer gelöscht, nachdem die Lizenzvereinbarung zwischen Sony und StudioCanal ausgelaufen war.

(dahe)