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Asteroidenkollision der NASA-Sonde Dart: Trümmer könnten den Mars treffen

Martin Holland
Asteroid mit Schweif und vielen Punkten in der Umgebung

Dutzende Trümmer von Dimorphos

(Bild: NASA, ESA, D. Jewitt (UCLA))

Als die NASA eine Sonde in den Asteroiden Dimorphos rasen ließ, wurde versichert, dass für die Erde keine Gefahr besteht. Das gilt nicht für andere Planeten.

Bei dem absichtlich herbeigeführten Einschlag der NASA-Sonde Dart mit dem Asteroiden Dimorphos frei geschlagene Gesteinsbrocken bedeuten zwar für die Erde keine Gefahr, einige könnten sich aber jetzt auf einem Kollisionskurs mit dem Mars befinden. Das haben zwei italienische Astronomen ermittelt und schreiben gleichzeitig, dass mögliche Einschläge aber erst in mehreren tausend Jahren erfolgen werden. Die größte Annäherung an den Roten Planeten der Brocken wird demnach in etwa 15.000 Jahren erfolgen. Sollte einer oder mehrere dann dort abstürzen, dürfte die Oberfläche demnach weitgehend unbeschadet erreicht und dort einer beziehungsweise mehrere Krater geschlagen werden.

Wie Marco Fenucci und Albino Carbognani ausführen, haben sie die Flugbahn einer Gruppe von Gesteinsbrocken berechnet, die der gleicht, die aus Dimorphos geschlagen wurden. Dass dabei mindestens 37 Brocken mit Durchmessern zwischen 4 und 7 Metern aus Dimorphos gelöst wurden [1], hat das Weltraumteleskop Hubble beobachtet. Die Brocken selbst sind aber zu klein und zu weit von der Erde entfernt, um selbst beobachtet zu werden. Berechnet haben die beiden dabei unter anderem, dass sich die Brocken der Erde in etwa 2500 Jahren bis auf gut drei Millionen Kilometer annähern werden. Das sei die geringste Distanz in den nächsten 20.000 Jahren und ist etwa zehnmal so weit entfernt wie der Mond.

Die NASA-Sonde Dart (Double Asteroid Redirection Test) war am 27. September 2022 um 01:14 Uhr MESZ in den Asteroidenmond Dimorphos gerast [2]. Mit der Kollision hat die NASA ein Konzept zur Asteroidenabwehr getestet, erstmals hat die Menschheit damit gezielt die Bewegung eines Himmelskörpers verändert [3]. Die Hoffnung ist, dass ein für die Erde gefährlicher Asteroid durch solch einen Einschlag so weit abgelenkt werden könnte, dass er unseren Heimatplaneten verfehlt. Die Dart-Sonde ist bei dem Test mit einer Geschwindigkeit von 6 km/s (21.600 km/h) in den etwa 160 m großen Dimorphos gerast. Der umkreist den etwa 800 m großen Asteroiden Didymos. Beide Asteroiden stellen genauso wie die Trümmer keine Gefahr für die Erde dar, was sich auch durch die Kollision nicht geändert hat.

Die jetzt in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlichte Arbeit [4] der beiden Astronomen trägt erneut dazu bei, dass die Folgen der Kollision besser verstanden werden. Im Herbst soll aber die ESA-Sonde Hera gestartet werden, die vor Ort bei den beiden Asteroiden nachsehen und viel mehr Daten liefern soll. Sie wird ermitteln, wie die beiden jetzt aussehen und welche Folgen die Kollision dort hatte. Erst vor wenigen Wochen hat eine Forschungsgruppe erklärt, dass die Kollision wahrscheinlich keinen Krater geschlagen, sondern den Himmelskörper komplett verformt hat. Ein anfänglicher Krater dürfte demnach immer weiter gewachsen sein, bis er schließlich den gesamten Himmelskörper umfasst hat.

(mho [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-9685015

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Kollision-mit-Asteroiden-Hubble-fotografiert-weggeschleuderte-Gesteinsbrocken-9222625.html
[2] https://www.heise.de/news/NASA-Sonde-Dart-schafft-Einschlag-auf-Asteroiden-jetzt-heisst-es-warten-7276403.html
[3] https://www.heise.de/news/NASA-Sonde-Dart-Menschheit-veraendert-erstmals-gezielt-Bahn-eines-Himmelskoerpers-7305558.html
[4] https://academic.oup.com/mnras/article/528/4/6660/7608521?login=false
[5] mailto:mho@heise.de