Tesla: Autopilot bald besser als menschlicher Fahrer

Tesla hat auf den großen Märkten einen Preiskampf ausgelöst. Damit verkauft die Marke mehr Autos als zuvor, doch die Marge sinkt.

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Tesla Cybertruck

Tesla erhofft sich vom Cybertruck vor allem in den USA einen stark wachsenden Umsatz. Einen Preis nennt Musk noch nicht.

(Bild: Tesla)

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Tesla hat auf drei großen Märkten China, USA und Europa die Preise für Elektroautos zum Teil massiv gesenkt. Die Folgen davon lassen sich an zwei Stellen in der Bilanz ablesen: Einerseits steigt der gesamte Umsatz deutlich. Das E-SUV Model Y ist das meistverkaufte Auto der Welt. Andererseits verdient Tesla spürbar weniger pro Stück, wie aus den nun vorgelegten Quartalszahlen hervorgeht. Tesla-Chef Elon Musk ist dennoch weiterhin optimistisch und scheint noch Reserven für weitere Nachlässe zu haben. Zudem sei man mit einem großen Autohersteller im Gespräch, der am Assistenzsystem "Autopilot" interessiert sei. Mit wem Musk verhandelt, verriet er nicht.

Sofern die Konjunktur sich schlechter als erwartet entwickeln sollte, sei man zu weiteren Preisnachlässen bereit, sagte Musk bei der Vorstellung der aktuellen Quartalszahlen. Der Umsatz im zweiten Quartal/2023 wuchs um 47 Prozent auf 24,9 Milliarden Dollar, der Gewinn lag mit einem Plus von 20 Prozent bei 2,7 Milliarden Dollar. Tesla übertraf mit diesen Zahlen die Erwartungen der Analysten, die mit noch mehr Druck auf die Marge durch die Preisabschläge gerechnet hatten. Wie in der Vergangenheit betonte Musk, dass er für Wachstum auch einen Rückgang der Profitabilität in Kauf nimmt. In Zeiten hoher Zinsen müsse man Autos günstiger verkaufen, damit sie erschwinglich blieben. Zugleich sieht er Tesla gewappnet, auch die Produktionskosten durch mehr Effizienz zu senken.

Im zurückliegende Quartal erreichte Tesla abermals Rekorde bei den Auslieferungen. Mit weltweit 466.000 verkauften Autos konnte Tesla den Absatz gegenüber dem zweiten Quartal im vergangenen Jahr um mehr als 80 Prozent steigern. Das geht auch auf den Hochlauf der Produktion in Grünheide zurück. Dort produzierte Fahrzeuge wurden erstmals am 22. März 2022 übergeben. Derzeit gibt es Pläne, die Produktion in Brandenburg massiv zu erweitern. Vor Ort regt sich dagegen erheblicher Widerstand.

Die vorgelegte Bilanz offenbart zum Teil die weitere Planung bei Tesla. Die operative Marge, also das Verhältnis zwischen Umsatz und Betriebsergebnis, ging im dritten Quartal in Folge auf 9,6 Prozent zurück. Deutlich gestiegen sind die Kosten für Forschung und Entwicklung: Im ersten Quartal waren es 771 Millionen Dollar, in den zurückliegenden Monaten dagegen 943 Millionen. Ein Grund dafür dürfte die anlaufende Produktion des Cybertrucks sein, von dem sich Tesla vor allem auf dem US-Markt weiteres Wachstum verspricht. Pickups sind dort sehr populär, und mit Spannung erwartet nicht nur die Konkurrenz, wie viel der Cybertruck kosten wird.

Musk kündigt zudem weitere Modelle an, ohne allerdings eine zeitliche Perspektive zu zeichnen. Ein Robotaxi von Tesla werde ein "revolutionäres Design mit einer revolutionären Bauweise" haben. Letzteres soll es ermöglichen, so viele Autos pro Stunde zu bauen, "wie noch nie ein Hersteller zuvor". In den kommenden Monaten soll eine größere Überarbeitung von Model 3 und Model Y vorgestellt werden. Fahrzeuge im Bestand sollen über Updates weitere Funktionen bekommen. Dazu zählt Musk auch die neuste Version des sogenannten Autopiloten. Dessen erweiterter Funktionsumfang kann in den USA schon getestet werden. Musk nennt dabei das selbstbewusste Schlagwort "Full Self-Driving".

Er räumte ein, dass er häufiger zu optimistische Prognosen zu Fähigkeiten der FSD-Software abgegeben habe. Von einer grundsätzlichen Zuversicht in die Entwicklung des Assistenzsystems will Musk allerdings nicht abrücken: "Ich denke, dass wir zum Ende des Jahres besser als ein Mensch sein werden." Das bedeute jedoch nicht, dass die Software auch von den Behörden zugelassen werde, schränkte er ein. Es gehe dabei nur um den US-Markt, weil man sich zunächst auf einen Markt fokussieren müsse. Aktuell zeigen Videos von FSD-Testern allerdings zum Teil gravierende Fehler der Software, die vom Menschen am Steuer korrigiert werden mussten. Musk verweist auf rapide Verbesserungen durch die Auswertung großer Datenmengen. Anders als andere Autohersteller verlässt sich Tesla auf Kameras an den Fahrzeugen und verzichtet auf teurere Radarsysteme, die die Umgebung abtasten.

(mfz)