"Pioneers of Pagonia": Aufbaustrategie mit Wuselgarantie​

Mit "Pioneers of Pagonia" versucht "Siedler"-Erfinder Volker Wertich ein Comeback. Die Early-Access-Version verspricht komplexe Wusel-Strategie.​

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(Bild: Envision Entertainment)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

"Siedler"-Schöpfer Volker Wertich will mit "Pioneers of Pagonia" noch mal richtig durchstarten. Zusammen mit seiner neuen Firma Envision Entertainment schickt er die Fans zum Dörferbau auf eine ferne Insel. Einmal angefangen wuselt es dort wie in besten "Siedler"-Zeiten, während sich die Spieler über Straßenbau und perfekte Handelswege den Kopf zerbrechen. Die noch sehr frische Early-Access-Version macht Hoffnung auf einen Genre-Knaller.

Man kennt das ja: ein Schiff, ein Haufen Siedler und eine ganze Insel zum Bewuseln. "Pioneers of Pagonia" will das Genre nicht neu zu erfinden. Die Spieler landen mit ihren Siedlern auf der titelgebenden Insel und fangen gleich mit dem Bau an. Wie in "Anno" oder den "Siedler"-Spielen geht es vor allem um eine gute Dorfplanung und ausgetüftelte Produktionsketten. Das Szenario spielt in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt, in der neben Banditen auch Geister oder Werwölfe auftauchen können.

Zu Beginn der Early-Access-Version können die Spieler unter mehreren Insel-Karten und unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wählen. Es gibt Karten, in denen die Spieler einfach stressfrei ohne Konkurrenten wuseln können oder Inseln, auf denen sich schon ein paar andere Fraktionen befinden. Ganz verwegene Fans wählen gleich die Konfrontation mit feindlichen Konkurrenten oder stellen sich ihre Spielwelt individuell zusammen. Die Siegbedingungen sind unterschiedlich. Entweder besiegen die Spieler alle anderen Fraktionen auf der Insel oder sie helfen ihnen, um sich mit ihnen zu verbünden.

Es beginnt wie immer mit grundsätzlichen Rohstoffen wie Holz, Stein und Nahrung. Schon in den ersten Spielminuten fällt auf, dass "Pioneers" sehr pingelig ist, wenn es um Bauplätze geht. Die Landschaft ist hügeliger als etwa in "Anno 1800" und macht den Bau eines schön geordneten Stadtviertels nahezu unmöglich. Außerdem muss jedes noch so kleine Gebäude mit der breiten Straße verbunden sein.

"Pioneers of Pagonia" angespielt (5 Bilder)

Hoher Wuselfaktor, komplexe Produktionsketten: Die Early-Access-Version von "Pioneers of Pagonia" macht Lust auf mehr​ (Bild: heise online)

Typisch für eine Early-Access-Version: Ein Tutorial sucht man vergebens. Die Spieler sehen zwar in einer Menüleiste, welche Gebäude sie bauen müssen, aber die Voraussetzungen müssen sie in den klein geratenen Menüeintragungen selbst herausfinden. Wie es sich für ein gutes Aufbaustrategiespiel gehört, sind viele Produktionsketten miteinander verbunden. Das bietet viel Potenzial für komplexes Wirtschaften.

Treffen die Spieler auf andere Dörfer, können sie meist durch das Erfüllen bestimmter Aufgaben Sympathie gewinnen. Da wollen die Nachbarn mit Reichtum beeindruckt werden oder möchten, dass die Spieler Außenposten mit Nahrung beliefern. Ein wenig hakt es hier: Einmal sollten wir laut Missionsbeschreibung einen Außenposten beliefern. Erst nach Suche im sehr nützlichen Discord-Server fanden wir heraus, dass wir Rohstoffe an zwei verschiedene Außenposten liefern sollten.

Der Kampf-Modus ist im Vergleich zum restlichen Spiel simpel gehalten. Diebe verkleiden sich und können nur von Waldläufern enttarnt werden. Werwölfe infizieren die Dorfbewohner und Geister lösen Panik aus. Nach ein paar erfolgreichen Raubzügen werden Banditen sogar mächtiger. Da hilft dann nur noch der Einsatz unserer Truppen. Die Kämpfe sind dann allerdings auf das Nötigste reduziert. Die Soldaten werden ausgebildet und per Mausklick auf Patrouille oder in den Kampf geschickt. Hauptsache, sie sind gut ausgerüstet – im Kampf gegen Werwölfe am besten mit Silberwaffen.

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Envision wird noch ein wenig Zeit brauchen, um an Inhalten und Details zu feilen. Ein erstes Update im Februar liefert neue Gebäude wie ein großes Lager. Später folgen mit Geologen, Magiern und Schatzjägern auch neue Berufszweige. Kampfsystem-Upgrades, Statistiken und größere Insel-Karten sollen das ambitionierte Projekt abrunden. Das am meisten erwartete Feature wird aber der Koop-Modus sein. Einen festen Termin für den finalen Release gibt es nicht – es wird noch einige Monate dauern, um alle diese Ideen umzusetzen.

Die Early-Access-Version von "Pioneers of Pagonia" ist ein großes Versprechen. Ein hoher Wuselfaktor, komplexe Produktionsketten und nicht zuletzt der erwartete Koop-Modus könnten der Konkurrenz von "Anno" oder "Die Siedler" den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Es sind aber nicht unbedingt originelle Ideen, sondern ein gut balancierter Einsatz bekannter Spielmechaniken, die "Pioneers of Pagonia" zu etwas Besonderem machen. Volker Wertichs neues Spiel hat das Potenzial für einen Genre-Hit.

Allerdings gibt es für Envision noch einiges zu tun. Das User-Interface ist bisher nicht ausgereift, manchmal sind Missionsbeschreibungen missverständlich und das Kampfsystem enttäuscht im Vergleich zum Rest des Spiels. Auch fehlt ein gelungenes Tutorial, das Neueinsteiger ein wenig in das komplexe Spielprinzip einführt. Angst brauchen die Spieler deswegen nicht zu haben, denn die genannten Kritikpunkte sind typisch für eine frühe Vorversion. Wer in das "Siedler"-Feeling nicht absolut vernarrt ist, sollte also noch ein bisschen warten.

Die Early-Access-Version von "Pioneers of Pagonia" ist am 13. Dezember erschienen. Das Spiel kostet ca. 30 Euro. USK ab 6.

(dahe)