Wie Batteriespeicher das Stromnetz stabilisieren

Strompreise und Netzfrequenz, Erzeugung und Verbrauch schwanken. Das machen sich Betreiber von Batteriespeichern im Megawattbereich zunutze. Ein Überblick.

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Lesezeit: 23 Min.
Von
  • Jan Mahn
Inhaltsverzeichnis

Die politische Prominenz hat sich eingefunden: Bürgermeister, Landrat, Bundestags- und Landtagsabgeordnete und der stellvertretende bayerische Ministerpräsident sind ins Industriegebiet nach Diespeck in der Nähe von Neustadt an der Aisch gereist und schauen interessiert in sechs flache blaue Betongebäude. Es ist kein Garagenhof, gefeiert wird die Inbetriebnahme von zwei Batteriespeicheranlagen in Diespeck und Iphofen, die zusammen als "Speicherkette Nordbayern" geführt werden und in Summe mit 42 Megawatt Leistung und 48 Megawattstunden Kapazität den größten Batteriespeicher in Bayern bilden.

Ein Schalter wird bei dieser Eröffnung nicht umgelegt. An diesem windigen Vormittag Ende Januar 2023 sind die Anlagen technisch schon seit vier Monaten in Betrieb, die feierliche Eröffnung mit Snacks, Festreden und durchgeschnittenen Bändern lassen sich Betreiber, Bauunternehmen und Politiker aber nicht entgehen. Auch internationale Gäste sind angereist: Das Projekt entwickelt und geplant hat die Firma Kyon Energy aus München, gebaut hat die Speicher das deutsch-norwegische Unternehmen Eco Stor und bezahlt und betrieben werden sie von einer deutschen Tochtergesellschaft der österreichischen Verbund AG, die zu 51 Prozent der Republik Österreich gehört. Insgesamt betreibt der Energieversorger in Deutschland sieben Batteriespeicher mit zusammen rund 100 Megawatt Leistung, wie aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur hervorgeht.

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Glaubt man einigen der Festreden, so sind hier gigantische Notstrombatterien entstanden – wenn im Rest der Republik der Strom ausfällt, seien über 20.000 Haushalte im Landkreis "Neustadt. a. d. Aisch-Bad Windsheim" noch eine Stunde lang versorgt. Und wenn sie nicht gerade den Blackout verhindern, sollen die Akkus Photovoltaik- und Windstrom für die Nacht und die nächste Flaute einspeichern. Doch ganz so einfach wie in den politischen Reden ist es in der Realität nicht – weder technisch noch wirtschaftlich. Um zu verstehen, wie solche Batteriespeicher dabei helfen, das Netz zu stabilisieren, ob und wie sie dazu beitragen, die Strompreise zu senken, ist ein tieferer Einblick in den Strommarkt und die Funktionsweise des europäischen Verbundnetzes nötig. Zu welchem Zweck die Speicher wirklich gebaut wurden, konnten wir im Anschluss an die Eröffnung mit Florian Antwerpen besprechen. Er ist Geschäftsführer von Kyon Energy und hat mit der Planung der Anlagen und des Betriebskonzepts begonnen, noch bevor klar war, wer sie mal kaufen und betreiben würde.